Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Ausschreibungen der Vorbeter-/Schächterstelle 1885/1893
Aus den beiden Anzeigen gehen auch die Namen der damaligen Vorsteher der jüdischen Gemeinde hervor: um 1885: Isaak Kamm, um 1893 Moritz Goldmann.
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Juni 1885: "Erledigte israelitische Lehrerstelle. Im Markte Burgebrach ist die Stelle eines israelitischen Religionslehrers, mit welcher Stelle die Funktionen eines Vorbeters und Schächters verbunden sind, bis 1. September 1885 zu besetzen. Neben sehr schöner freier Wohnung und Holz, wird ein Einkommen von ca. 800 Mark in Aussicht gestellt. Gesuche wollen unter Vorlage der Befähigungsweise an den Unterzeichneten eingesendet werden. Nur seminaristisch gebildete Lehrer werden berücksichtigt.
Burgebrach, den 17. Mai 1885. Isaak Kamm. Kultusvorstand."
Auf die Ausschreibung hin wurde Leopold Pollack angestellt. Sein Nachfolge war von 1888 bis 1894 Jakob Nußbaum Lehrer in Burgebrach. Nach seinem Weggang wurde die Stelle neu ausgeschrieben:
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Dezember 1893: "In hiesiger Gemeinde ist die Stelle eines Religionslehrers, Kantors und Schächters baldigst zu besetzen. Fixes Gehalt Mark 600, Schechita Mark 300 bei freier Wohnung und Feuerung. Einem tüchtigen Manne ist Gelegenheit zu Privatunterricht geboten. Seminaristisch geprüfte, unverheiratete Bewerber wollen sich unter Beifügung ihrer Zeugnisse bei dem unterzeichneten Vorstande melden. Burgebrach, 10. Dezember 1893. Moritz Goldmann".
Artikel zu Jakob Nußbaum, 1888-1894 Lehrer in Burgebrach
Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Februar 1937: "Jakob Nußbaum seligen Andenkens. Am 25. Januar verschied plötzlich unser lieber Freund, Oberlehrer i.R. Jakob Nußbaum, Neumarkt. Seit 1888, also fast 50 Jahre, gehörte er unserem Bruderbunde (gemeint: Lehrerverband) als treues Mitglied an. Ein überaus tüchtiger Schulmann, der neben seiner Schultätigkeit noch jahrzehntelang ein weit und breit bekanntes und beliebtes Schülerpensionat leitete, ist mit ihm dahingegangen. In den Gemeinden, in denen er tätig war - Burgebrach von 1888-1894, Altenmuhr 1894-1917, Neumarkt, Oberpfalz seit 1917 wurden ihm wegen seines leutseligen Wesens, seines friedfertigen Charakters Liebe und Verehrung im weitgehendsten Maße zuteil. Mit Rat und Tat stand er jedem einzelnen Mitgliede seiner Gemeinden in liebevollster Weise zur Verfügung. Der Schriftleiter, der Nußbaums Nachfolger in Altenmuhr war, war oft Zeuge der großen Verehrung, die alt und jung ihrem Lehrer und Freunde Jakob Nußbaum entgegenbrachte und spürte es so deutlich wie groß der Vorteil ist, der Nachfolger eines klugen, angesehenen und pflichteifrigen Lehrers zu sein. Nußbaum war auch ständig auf seine Weiterbildung bedacht. Er besuchte noch als fast 50jähriger Mann die Gewerbelehrerkurse in Nürnberg und München und war der Leiter der allgemeinen Fortbildungsschule in Altenmuhr. In Lehrerkreisen war er als kluger, vornehmer Kollege sehr angesehen und gerne hörte man auf seinen Rat. Im Ruhestand widmete er sich mit besonderer Liebe gemeindlichen Arbeiten und wurde von der Kultusgemeinde Neumarkt mit dem Amte des Kultusvorstandes betraut.
Um den so plötzlich Heimgegangenen klagt nicht nur seine Gattin, die ihm stets die treueste Lebensgefährtin war, seine Kinder, die jüdische Lehrerschaft Bayerns, seine vielen Schüler und seine Gemeinden, sondern darüber hinaus trauert um ihn eine große Anzahl Freunde, die die Liebe, die sie ihm im Leben entgegenbrachten, ihm auch übers Grab hinaus bewahren werden. Der jüdische Lehrerverein Bayern wird ihm ein treues Gedenken bewahren. A."